Die Frage, ob sich die Grundsätze zur Vereinbarkeit der nach der Abgabenordnung festzusetzenden Zinsen mit Art. 3 Abs. 1 und Art.20 Abs. 3 GG[1] auch auf Säumniszuschläge übertragen lassen, hat für den Bundesfinanzhof keine grundsätzliche Bedeutung mehr; in der Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs sei geklärt, dass auch bei einem strukturellen Niedrigzinsniveau gegen die in § 240 Abs. 1 Satz 1 AO festgelegte Höhe des Säumniszuschlags keine verfassungsrechtlichen Bedenken bestünden[2]. Durch diese -im Hauptsacheverfahren ergangenen- Entscheidungen seien die verschiedentlich geäußerten Zweifel hinsichtlich der Verfassungsmäßigkeit der Höhe der Säumniszuschläge[3] überholt.
Die Frage der Verfassungsmäßigkeit von Säumniszuschlägen ist in der Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs -jedenfalls für das im vorliegenden Verfahren allein streitige Jahr 2018- geklärt. Eine Klärungsbedürftigkeit besteht deshalb auch in der Sache nicht. So hat der VII. Senat des Bundesfinanzhofs in seinem Urteil vom 23.08.2022[4] und nachfolgend in seinem Urteil vom 15.11.2022[5] umfassend begründet, dass auch bei einem strukturellen Niedrigzinsniveau gegen die in § 240 Abs. 1 Satz 1 AO festgelegte Höhe des Säumniszuschlags keine verfassungsrechtlichen Bedenken bestehen. Die vom III., V. und VIII. Senat des Bundesfinanzhofs im Verfahren der Aussetzung der Vollziehung (AdV) geäußerten Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit der Säumniszuschläge[6] sind nach Auffassung des beschließenden Bundesfinanzhofs durch die -im Hauptsacheverfahren ergangenen- Entscheidungen des VII. Senat des Bundesfinanzhofs überholt. Darüber hinaus hat nunmehr der X. Senat des Bundesfinanzhofs im Hauptsacheverfahren erkannt, dass gegen die Höhe der Säumniszuschläge ausdrücklich auch für Zeiträume nach dem 31.12.2018 keine verfassungsrechtlichen Bedenken bestehen[7]. Dies entspricht im Übrigen auch der Auffassung des beschließenden Bundesfinanzhofs[8]. Die vom VIII. Senat des Bundesfinanzhofs im AdV-Verfahren weiterhin geäußerten Zweifel[9] sind nach Ansicht des Bundesfinanzhofs durch die Hauptsacheentscheidung des X. Senat des Bundesfinanzhofs überholt. Unabhängig davon bezogen sich die Zweifel des VIII. Senat des Bundesfinanzhofs auf Säumniszuschläge für die Zeit ab dem 01.01.2019, die vorliegend gerade nicht im Streit stehen.
Bundesfinanzhof, Beschluss vom 16. Juli 2024 – XI B 37/23
- BVerfG, Beschluss vom 08.07.2021 – 1 BvR 2237/14, 1 BvR 2422/17, BVerfGE 158, 282[↩]
- BFH, Urteile vom 23.08.2022 – VII R 21/21, BFHE 278, 1, BStBl II 2023, 304, Rz 38 ff.; vom 15.11.2022 – VII R 55/20, BFHE 278, 403, BStBl 2023, 621, Rz 19 ff.; vom 23.08.2023 – X R 30/21, BFHE 282, 195, BStBl II 2024, 215, Rz 51 f.[↩]
- BFH, Beschlüsse vom 23.05.2022 – V B 4/22 (AdV), BFHE 276, 535, Rz 29 ff.; vom 11.11.2022 – VIII B 64/22 (AdV), BFHE 278, 36, Rz 16 ff.; vom 28.12.2022 – III B 48/22 (AdV), BFH/NV 2023, 970, Rz 13 ff.; vom 22.09.2023 – VIII B 64/22 (AdV), Deutsches Steuerrecht kurzgefasst 2023, 335, Rz 20 ff.[↩]
- BFH, Urteil vom 23.08.2022 – VII R 21/21, BFHE 278, 1, BStBl II 2023, 304, Rz 38 ff.[↩]
- BFH, Urteil vom 15.11.2022 – VII R 55/20, BFHE 278, 403, BStBl II 2023, 621, Rz 19 ff.[↩]
- vgl. BFH, Beschlüsse vom 23.05.2022 – V B 4/22 (AdV), BFHE 276, 535, Rz 29 ff.; vom 11.11.2022 – VIII B 64/22 (AdV), BFHE 278, 36, Rz 20 ff.; vom 28.12.2022 – III B 48/22 (AdV), BFH/NV 2023, 970, Rz 13 ff.[↩]
- vgl. BFH, Urteil vom 23.08.2023 – X R 30/21, BFHE 282, 195, BStBl II 2024, 215, Rz 51 f.[↩]
- vgl. BFH, Beschlüsse vom 13.09.2023 – XI B 52/22 (AdV), BFH/NV 2024, 273, Rz 18; vom 13.09.2022 – XI B 38/22, BFHE 282, 213, BStBl II 2024, 214, Rz 17[↩]
- vgl. BFH, Beschluss vom 22.09.2023 – VIII B 64/22 (AdV), Deutsches Steuerrecht kurzgefasst 2023, 335, Rz 20 ff.[↩]







