Das besondere Interesse an einer mündlichen Verhandlung – und der Zurückweisungsbeschluss des BFH

Ein besonderes Interesse eines Beteiligten an der Durchführung einer mündlichen Verhandlung (hier: aufgrund „existentieller Bedrohung“) steht einer Entscheidung nach § 126a FGO nicht entgegen.

Das besondere Interesse an einer mündlichen Verhandlung – und der Zurückweisungsbeschluss des BFH

Einer Entscheidung nach § 126a FGO steht die Komplexität von Rechtsfragen nicht entgegen[1].

Auch ein besonderes Interesse der Klägerin an einer mündlichen Verhandlung aufgrund einer von ihr so wahrgenommenen „existenziellen Bedrohung“ hindert eine Entscheidung nach § 126a FGO nicht[2].

Die Vorschrift des § 126a FGO ist auch verfassungsgemäß. Verfassungsbeschwerden wegen Entscheidungen im Beschlusswege nach § 126a FGO, obwohl ein Antrag auf mündliche Verhandlung gestellt worden war, hat das Bundesverfassungsgericht nicht zur Entscheidung angenommen[3]. Das Bundesverfassungsgericht hat lediglich zum Ausdruck gebracht, dass eine Begründung verfassungsrechtlich geboten sei, wenn das Revisionsgericht vom eindeutigen Wortlaut einer Rechtsnorm oder von einer in der höchstrichterlichen Rechtsprechung bisher üblichen Auslegung abweichen wolle[4].

Bundesfinanzhof, Beschluss vom 18. Oktober 2023 – XI R 22/20

  1. vgl. BFH, Beschlüsse vom 21.06.1994 – VII R 68/93, BFH/NV 1995, 91, Rz 2 zur Vorgängervorschrift des Art. 1 Nr. 7 des Gesetzes zur Entlastung des Bundesfinanzhofs -BFHEntlG-; vom 08.02.2007 – I R 51/04, unter II. 1.; vom 01.09.2021 – VI R 18/19, BFH/NV 2022, 13, Rz 27[]
  2. vgl. BFH, Beschlüsse vom 29.08.2012 – XI R 19/09, BFH/NV 2013, 272, Rz 14; vom 20.10.2021 – XI R 19/20, BFH/NV 2022, 429, Rz 25[]
  3. s. BVerfG, Beschluss vom 10.06.2009 – 1 BvR 676/08[]
  4. vgl. BVerfG, Beschlüsse vom 02.10.1984 – 1 BvR 123/83, HFR 1985, 237; vom 04.12.1992 – 1 BvR 1411/89, HFR 1993, 202, Rz 2 ; vom 08.12.1992 – 1 BvR 326/89, NJW 1994, 574, Rz 2; vom 06.09.1996 – 1 BvR 1485/89, HFR 1996, 827, Rz 5; jeweils zur Verfassungsmäßigkeit der Vorgängervorschrift des Art. 1 Nr. 7 BFHEntlG[]