Die Nichteinbeziehung der nach § 32d Abs. 1 EStG besteuerten Kapitalerträge in die Bemessung des Altersentlastungsbetrages ist nach Ansicht des Bundesfinanzhofs nicht grundgesetzwidrig[1].
Der Gesetzgeber hat im Bereich des Steuerrechts einen weitreichenden Entscheidungsspielraum, was die Auswahl des Steuergegenstandes und die Bestimmung des Steuersatzes betrifft; er muss seine Belastungsentscheidung jedoch folgerichtig im Sinne einer Belastungsgleichheit umsetzen[2]. Das Finanzgericht hat zutreffend und ausführlich begründet, dass danach verfassungsrechtliche Bedenken weder im Hinblick auf Art. 14 Abs. 1 GG noch in Bezug auf den Gleichheitssatz des Art. 3 Abs. 1 GG bestehen.
Im Übrigen hat der Steuerpflichtige die Wahl: Die Kapitalerträge i.S. des § 32d Abs. 1 EStG unterliegen dem Steuersatz von 25 %; sie erhöhen zudem aufgrund der Abgeltungswirkung auch nicht den individuellen Steuersatz[3]. Der Altersentlastungsbetrag wird dagegen gewährt, wenn der Steuerpflichtige sich dafür entscheidet, die Kapitalerträge bei den Einkünften i.S. des § 2 EStG zu erfassen und der tariflichen Einkommensteuer zu unterwerfen (§ 32d Abs. 6 EStG).
Der Bundesfinanzhof bestätigt damit auch die finanzgerichtliche Rechtsprechung der Finanzgerichte Münster[4], Düsseldorf[5], und München[6])). Die Verfassungsmäßigkeit der Nichtgewährung des Altersentlastungsbetrages für Kapitalerträge, die der Abgeltungsteuer unterlegen haben, wird auch in der Literatur nicht infrage gestellt[7]. Gegenteilige Stimmen in Rechtsprechung und Literatur sind für den Bundesfinanzhof nicht ersichtlich.
Bundesfinanzhof, Beschluss vom 25. April 2017 – III B 51/16
- vgl. BFH, Beschlüsse vom 21.09.2009 – VI B 31/09, BFHE 226, 329, BStBl II 2011, 382; und vom 14.04.2011 – X B 104/10, BFH/NV 2011, 1343, Rz 6; vom 05.12 2016 – X B 91/16, BFH/NV 2017, 287[↩]
- Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 29.09.2015 2 BvR 2683/11, BStBl II 2016, 310, betr. Verfassungsmäßigkeit der Neuregelung der Rentenbesteuerung durch das Alterseinkünftegesetz[↩]
- vgl. BFH, Beschluss vom 06.08.1997 – VIII B 88/96, BFH/NV 1998, 168, betr. Minderung des Altersentlastungsbetrages des einen Ehegatten durch „Verteilung“ des Sparerfreibetrages bei zusammen zu veranlagenden Ehegatten[↩]
- FG Münster, Urteil vom 03.12.2015 – 6 K 875/12 E; vom 28.03.2012 – 11 K 3383/11 E, EFG 2012, 1464[↩]
- FG Düsseldorf, Urteil vom 13.10.2010 – 15 K 2712/10 E, EFG 2011, 798[↩]
- FG München, Urteil vom 06.06.2014 – 8 K 2051/12, EFG 2014, 2118, mit zustimmender Anmerkung von Rosenke, EFG 2014, 2119[↩]
- z.B. Blümich/Heuermann/Fischer, § 24a EStG Rz 15; Bleschick in Herrmann/Heuer/Raupach, § 24a EStG Rz 20; Schmidt/Wacker, EStG, 36. Aufl., § 24a Rz 6; Mellinghoff in Kirchhof, EStG, 16. Aufl., § 24a Rz 6; Schneider in Littmann/Bitz/Pust, Das Einkommensteuerrecht, Kommentar, § 24a Rz 37[↩]